Künstliche Intelligenz (KI) hat die Marketing-Welt in den letzten Jahren ganz schön aufgemischt und wird in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Vor allem durch die Entwicklung von Tools der Big Tech Player wie Open AI, Google, Microsoft & Co. Allein dadurch gibt es einfach immer wieder neue News, die die Diskussionen um künstliche Intelligenz anfeuern. Wir von Mawave wollen wissen, welche Chancen und Risiken sich durch den Einsatz von KI zum Beispiel für Marketer ergeben, gerade auch in Bezug auf Werbekampagnen. In diesem Beitrag haben wir alles Wissenswerte für euch zusammengefasst!
Was ist künstliche Intelligenz?
Begriffserklärung
Eine genaue Definition des Begriffs gibt es nicht. Künstliche Intelligenz (KI) – auch unter der englischen Version “Artificial Intelligence” (AI) bekannt – ist ein Teilbereich der Informatik und beschäftigt sich damit, Computern das intelligente Denken und Lernen zu ermöglichen, ähnlich wie es Menschen können.
KI basiert daher auf Algorithmen, die es Computern möglich machen, Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen und komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Diese Algorithmen können durch maschinelles Lernen verbessert werden, indem sie aus Erfahrungswerten und Daten lernen.
Was nach Science-Fiction klingt, ist inzwischen längst Teil unseres Alltags: KI kommt zum Beispiel in der Bild- und Spracherkennung, im autonomen Fahren, in der Medizin und in der Robotik zum Einsatz. Auch Sprachassistenten wie Siri oder Alexa, personalisierte Werbeanzeigen oder automatisierte Bild- und Textgeneratoren funktionieren nach diesem Prinzip. Vor allem Tools wie Chat GPT und Dall-E 2 spielen in diesem Zusammenhang aktuell eine große Rolle – vor allem für das Content-Marketing.
Wie arbeiten KI-Programme wie Chat GPT oder Dall-E 2?
DALL-E 2 ist eine Software von Open AI, die auf Basis von künstlicher Intelligenz ein komplett künstlich erstelltes Bild in Sekundenschnelle bereitstellt. Dafür werden alle bereits im Internet vorhandenen Bildinformationen abgeklappert und als Collage neu zusammengefügt. Übrigens: Alle unsere Bilder, die wir in diesem Beitrag verwenden, wurden von KI generiert.
Surfen auf der (Erfolgs-)Welle? Die Möglichkeiten von KI-Tools wie Dall-E 2
ChatGPT ist ebenfalls eine Erfindung von Open AI. Das Tool arbeitet ähnlich wie Dall-E 2, es geht dabei aber um Texte in jeglicher Form. Durch die Eingabe einer Frage wie beispielsweise “Schreibe einen Artikel zum Thema künstliche Intelligenz” generiert der KI-Chatbot eine Antwort anhand aller verfügbaren Informationen im Netz.
Die Texterstellung funktioniert so gut, dass Gedichte, Hausaufgaben, Plädoyers, ja sogar ganze Doktorarbeiten und Uni-Prüfungen damit geschrieben werden. Und das Erstaunliche ist, es fällt meistens nicht auf, dass die Texte nicht von einem Menschen kommen. Deshalb soll es bald Tools geben, die KI-generierte Texte zuverlässig entlarven.
Das Problem an solchen KI-Detektoren ist allerdings, dass selbst der bereits bestehende “AI classifier” von Open AI lediglich eine Trefferquote von etwa 26 Prozent hat und am besten funktioniert, wenn die Texte auf englisch verfasst worden sind und aus über eintausend Zeichen bestehen. Ein weiteres Problem: Selbst wenn es in Zukunft Tools anderer Unternehmen geben wird, könnte es sein, dass diese nie komplett fehlerfrei arbeiten beziehungsweise in der Entwicklung immer hinterherhinken.
Beispiele von KI-Tools zur Content-Erstellung
Neben Chat GPT und Dall-E 2 gibt es noch weitere interessante Tools, die für die Erstellung von Content im Marketing verwendet werden können:
Ähnlich wie bei Dall-E 2 verarbeitet das Tool eine Texteingabe zu Bildmaterial, das in verschiedenen Content-Formaten Anwendung finden kann. Allerdings befindet sich Midjourney noch in der Beta-Phase.
Ganz ohne Kamera-Equipment oder Videobearbeitungssoftware erstellt die KI-Software automatisch ein Video aus vorhandenen Textinhalten wie Artikeln oder Social Media Posts.
Texte ohne Vertonung in eine menschlich klingende Audio-Datei verfassen? Das gelingt mit dieser KI-Software. Anwender:innen können zwischen verschiedenen Stimmen wählen und so Content-Projekte wie YouTube-Videos, Hörbücher oder Podcasts realisieren.
Immer ein passendes Meme für den Content zu finden, ist nicht immer einfach. Daher lohnt es sich, sich ein eigenes Meme zu erstellen. Das KI-Tool generiert auf Textbasis für jeden Inhalt ein Meme. Allerdings ist es nur zwanzigmal kostenlos.
Die Chancen von künstlicher Intelligenz im Content-Marketing
In Teilen des Marketings hat sich künstliche Intelligenz bereits etabliert. Zum Beispiel helfen die enormen Datenmengen, die KI-Algorithmen verarbeiten können dabei, das Verhalten von Kund:innen präzise vorherzusagen und so ihre Erwartungen und Bedürfnisse zu erfüllen, personalisierte Werbung und Content-Angebote zu erstellen und auszuspielen und dadurch durch effektivere Marketingmaßnahmen höhere Conversion Rates zu erzielen.
Auch speziell für das Content-Marketing gibt es einige Vorteile, die sich durch künstliche Intelligenz ergeben. KI-Tools wie Chat GPT und Dall-E 2 verändern definitiv die Art und Weise, wie Content erstellt werden kann.
Eine Studie der Hochschule Aalen hat sich damit beschäftigt, ob Marketing-Texte besser sind, wenn sie von einem Menschen oder von KI geschrieben werden. Für das Experiment wurden Landingpages, Blogbeiträge und Social-Media-Posts von Unternehmen wie Telekom, Vodafone, Garnier, L’Oreal, M&Ms sowie Starbucks ausgesucht, analysiert und Probanden gezeigt und mit KI-generierten Texten verglichen. Das Ergebnis: Die KI-Texte waren leichter lesbar und ansprechender, erstaunlicherweise sogar persönlicher.
Kosten- und Zeitersparnis am Beispiel von Sushi Bikes
Das Unternehmen Sushi Bikes hat für den Launch der Fahrradmodelle “Suhi 3.0” Anfang 2023 KI-generierte Bilder von Dall-E 2 genutzt. Das heißt, die Brand wirbt nicht mit eigenen Produktfotos, sondern kreierte mithilfe des KI-Tools stattdessen eine Collage mit Astronauten in verschiedenen Situationen. In der Kombination mit prägnanten Texten wie “Nie wieder dumm dastehen, weil dein Bus nicht kommt.” wirkt die Kampagne humorvoll.
Laut Andreas Weinzierl, dem Gründer von Sushi Bikes, ergaben sich durch den Einsatz der KI wesentliche Vorteile: Statt Models und Fotografen für ein Shooting zu buchen, einen Astronautenanzug zu organisieren, verschiedene Locations zu mieten und mit dem gesamten Team und mehreren Fahrradmodellen dorthin zu reisen, konnte das Unternehmen die gesamte Kampagne mit Hilfe von Dall-E 2 ohne Kosten und deutlich schneller realisieren.
Kreativität und Authentizität am Beispiel von Martini
Auch ein internationales Unternehmen hat Anfang 2023 Schlagzeilen wegen einer KI-Werbung gemacht: die Spirituosenmarke Martini und ihre Kampagne “Unbottling Martini”.
Das Besondere daran: Das Unternehmen verwendete Midjourney. Das ist genau wie Dall-E 2 ein KI-Tool – allerdings befindet es sich noch in der Beta-Phase. Durch die Eingabe von Schlüsselwörtern wie Botanicals, Floral, Blüten, Blumen, Artemisia oder Römische Kamille kreierte Midjourney eine Kampagne, die die Zutaten dreier Getränke zeigt. Im Mittelpunkt steht jeweils ein Glas, das nach und nach befüllt wird. Währenddessen verändert sich der Hintergrund in Anlehnung an die Zutaten, untermalt wird das Ganze mit akustischen Triggern. Im Vergleich zu den Bildern von Dall-E 2 wirken die Ergebnisse von Midjourney in diesem Fall zwar künstlicher, trotzdem trifft die Kampagne den Zeitgeist und ist ein Hingucker. Und genau das ist für Social Media Ads besonders wichtig, denn Brands erreichen die Community am besten mit kreativem und authentischem Content.
Grundsätzlich sind Konsument:innen zwiegespalten, was ihre Meinung zu KI im E-Commerce beziehungsweise beim Shopping angeht. Laut der Studie “The Retail Revolution: Magic is Easy, Utility is hard” der Mediaagentur OMD sind 62 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Künstliche Intelligenz den Einkauf erleichtert und 57 Prozent glauben, dass KI Shopping-Erlebnisse unterhaltsamer und besser macht. Der Grund für das Misstrauen bei einigen Befragten liegt vor allem daran, dass sie nicht einschätzen können, welche Nutzen und Risiken KI mit sich bringt. Wenn Unternehmen allerdings transparent mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz umgehen, könnte das laut Experten die Akzeptanz steigern.
Ein ähnliches Stimmungsbild zeigt sich auch in der Kreativbranche: Agenturen sind zum einen fasziniert von den Möglichkeiten und sehen Potential, um beispielsweise die Produktivität zu steigern. Andererseits herrscht Skepsis im Umgang mit möglichen Risiken.
Vorschlag einer gemeinsamen Kampagne von Martini und Sushi Bikes, erstellt von Dall-E 2
Risiken, die KI mit sich bringt
Obwohl Künstliche Intelligenz eine große Hilfe bei der Erstellung von Content sein kann, gibt es auch einige Herausforderungen und Risiken, die mit der Verwendung von KI im Allgemeinen und im Content Marketing einhergehen.
Werden KI-Tools den Menschen ersetzen? Die Risiken von künstlicher Intelligenz
Mangelnde Qualitätssicherung
KI kann zwar Inhalte automatisch erstellen, aber es besteht die Gefahr, dass die Qualität der Inhalte leidet, wenn keine ausreichende Qualitätskontrolle stattfindet. Das zeigt auch das Beispiel von Kentucky Fried Chicken: Die Fast-Food-Kette verwendet automatisierte Push-Benachrichtigungen, um Verbraucher mit Bot-generierten Inhalten im Zusammenhang mit nationalen Feiertagen zu erreichen. Am 9. November 2022 empfahl sie ihren Kund:innen per App unter der Überschrift „Gedenktag an die Reichspogromnacht”: „Gönn Dir ruhig mehr zarten Cheese zum knusprigen Chicken“. Mit dieser geschmacklosen Nachricht löste KFC einen Shitstorm in den Sozialen Medien aus. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dass solche Bot-generierten Inhalte nochmal von einem menschlichen Content-Experten überprüft werden. Denn KI spuckt Informationen nur aus, differenziert aber nicht zwischen gut und schlecht, kennt keine Moral und kein Feingefühl.
Diskriminierung
KI-Tools basieren auf Trainingsdaten, die aus dem Internet stammen. Leider befinden sich im Netz auch jede Menge diskriminierende und beleidigende Meinungen, auf die künstliche Intelligenz genauso zugreift und dabei nicht unterscheidet, ob die Meinung gut oder schlecht ist. Die Macher von ChatGPT beispielsweise haben deswegen einige Schranken und Hürden eingebaut, die verhindern sollen, dass die KI negative Inhalte ausspuckt. Inzwischen arbeiten Hacker allerdings bereits an Jailbreaks, die die KI von OpenAI manipulieren sollen. Kurzzeitig existierte zum Beispiel "DAN". Die Abkürzung stand für "Do Anything Now", also "tue ab sofort alles". In einem Reddit-Posting zeigte ein Nutzer seine Vorgehensweise und befahl der KI, den alternativen Charakter anzunehmen und alles zu machen, was ChatGPT eigentlich nicht tun kann, weil es eigentlich verboten ist. Nach diesem Jailbreak konnte ChatGPT zum Beispiel böse Witze erzählen oder plötzlich eine politische Haltung annehmen. Inzwischen funktioniert der Jailbreak zwar nicht mehr, da OpenAI diese Sicherheitslücke sofort geschlossen hat. Das Beispiel zeigt trotzdem, dass KI zu bösen Aussagen grundsätzlich fähig wäre, und da ist Vorsicht geboten.
Datenschutzprobleme
Die selbstlernenden Systeme haben Zugriff auf eine große Menge an Daten, kennen aber auch hier keine Grenzen. Sie sammeln detaillierte Informationen über die Online-Aktivitäten einer Person, Interessen, Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Da KI-Tools wie Chat GPT anhand der Analyse von Chat-Protokollen trainiert wird, speichert es auch sensible Daten wie Finanzdaten, medizinische Daten oder politische Überzeugungen, sofern diese eingeben werden. Diese Daten können ohne die Zustimmung oder Kenntnis der betroffenen Person gesammelt werden. Das kann zu Datenschutzproblemen führen.
Urheberrechtsverletzung
Bei der Erstellung von Content oder Werbung können KI-Systeme automatisch urheberrechtlich geschütztes Material wie Bilder, Musik und Texte verwenden, ohne die erforderlichen Genehmigungen einzuholen. Bisher ist allerdings ungeklärt, wer für die Urheberrechtsverletzung letztlich haftet. Denn das Problem ist, dass das Urheberrecht eigentlich nur für natürliche Personen gilt und die Technologien noch so neu sind, dass es noch keine Gesetzesgrundlagegibt.
Fazit
Wir von Mawave sind total gespannt, wo die KI-Reise hingehen wird und welche Tools in diesem Zusammenhang noch entwickelt werden. Fest steht auf jeden Fall, dass KI-Tools wie Chat-GPT und Dall-E 2 eine gute Möglichkeit sind, sich inspirieren zu lassen und beispielsweise die “Angst vor dem weißen Papier” zu überwinden. Trotzdem wird es unserer Meinung nach weiterhin menschliche Expertise brauchen, die die Inhalte beurteilt und auch auf Dinge wie Datenschutz und Co. zu überprüft. Künstliche Intelligenz im Content Marketing ist daher als Erleichterung oder Beschleunigung von Content-Inhalten anzusehen. Aber den Mehrwert schaffen nach wie vor die kreativen Köpfe.